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Wiederholung als Mittel – „Every Bad“ von PORRIDGE RADIO

Posted by Nico

„Thank you for making me happy“, klingt nach schmachtendem Love-Song. Doch wenn die Zeile am Ende des Songs wieder und wieder (und wieder) mehr geschrien als gesungen wird, hat das Glück, so es überhaupt da war, erhebliche Risse. Und nimmt man die Zeile zuvor mit („Thank you for leaving me“), dann weiß man, dass es um du und ich nicht gut steht.

„Every Bad“ ist das zweite Album von PORRIDGE RADIO aus Brighton, und es ist ein sehr persönliches Album. Man sollte ja auch nicht dem alternden Matt Berninger von THE NATIONAL das Monpol für Alben über Beziehungsprobleme überlassen. Junge Liebende haben genauso Sorgen, blicken in Abgründe.

Wie in einem Kammerspiel werden diese von der mitreißenden Dana Margolin vorgeführt. Ausgang offen. Margolin spielt auf diesem Album eine überragende Hauptrolle. Sie erzählt, haucht, schreit mit solcher Intensität!

Bei all dem Hype und den Testosteron-Post-Punk von IDLES oder FONTAINES D.C. darf man nicht überhören, dass mit „Every Bad“ drei Frauen (und ein Mann) eines der aufregendsten Gitarren-Alben des Jahres präsentieren. PORRIDGE RADIO wäre in diesen Festivalsommer die Band gewesen, die vom Geheimtipp zur Königin des Sommers aufgestiegen wäre. Wäre. Denn das Virus macht besonders den Bands zu schaffen, deren volle Wucht man live spüren will, wie beispielsweise auch die mehr als unterhaltsamen SPORTS TEAM (Siehe und höre Interview mit SPORTS TEAM!). 

Allem Frust zum Trost heißt es in „Lilac“: „I don’t want to get bitter“. Wer Musik so sehr als Ventil nutzt, kann so verbittert doch gar nicht werden. Zum Glück verspricht dieses Album auch beim Hören Reinigung. Katharsis im Kammerspiel. Nachdem man sich durch Jammer und Schauer gehört hat, darf man geläutert nach vorne blicken.

// Text: Nico Löwinger //

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